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Lukas Bärfuss

Nachdem wir in der vergangenen Woche uns um Urs Faes gekümmert haben, werfen wir diese Woche einen kurzen Blick auf eine zweite Nomination für den Schweizer Buchpreis 2017.

Von Christoph Steier
2. Oktober 2017

Julia Webers Debütroman Immer ist alles schön hat die Buchjahr-Redaktion von Anfang an sehr beschäftigt. Als LiteraturwissenschaftlerInnen sind wir an poetische Funken aus endlosem Elend durchaus gewöhnt. Doch nur in wenigen Fällen halten sich dabei Poesie, völlige Beherrschung der eigenen Mittel und Empathie die Waage. Wie in Julia Webers erstem Roman. Der nun nach einer erfreulichen Reihe von Auszeichnungen auch für den Schweizer Buchpreis nominiert ist. Und uns bereits lange davor bei vielen Gelegenheiten zu reden gegeben hat. Wir waren bei der Buchpremiere dabei, haben den fulminanten Auftritt in Solothurn begleitet und sie allen  Zürcher Studierenden als Lektüre für die Semesterferien ans Herz gelegt. Das klang so:

«Julia Webers Debütroman trägt den trügerischen Titel Immer ist alles schön. Auf das Leben von Anais und ihrem kleinen Bruder trifft das nur selten zu. Denn gut und schön möchte es ihnen ihre exzentrische Mutter zwar machen. Doch entgleitet ihr, der das Leben eine Wucht ist, zunehmend die Kontrolle. Dass die Mutter Alkoholikerin und Stripperin ist, Depressionen, aber keinen der beiden Väter mehr an ihrer Seite hat, dubiose Männer empfängt und längst auf der Liste des Jugendamts steht, wird dem Leser nicht an den Kopf geworfen. In ihrer gefassten und sanften Erzählweise lässt Anais nur allmählich erkennen, was die Geschwister alles hinnehmen. Ihre harte Realität vermögen die beiden nur kraft ihrer Fantasie auszuhalten. Als die Mutter schliesslich verschwindet, versucht Anais hingebungsvoll, ihren Bruder in eine Fantasiewelt zu retten. Der Trost des Märchenhaften ist den Geschwistern am Ende nicht vergönnt, wohl aber den Lesern. Eine diskussionswürdige Volte, aber von beeindruckender poetischer Kraft.» (Christina Boll)

Dem ist von unserer Seite nichts hinzufügen. Von anderer Seite durchaus.

Julia Weber: Immer ist alles schön. Zürich: Limmat Verlag 2017. 256 Seiten, 28 CHF.